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Filmbühne: Erhalt und Umbau statt Abriss und Neubau

Bagger machen in Sachsen weiter alte Kinos platt. Auch die Torgauer „Filmbühne“ ist bedroht. Dabei wäre ein Erhalt und Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes viel nachhaltiger – und deutlich CO2-ärmer als Abriss und Neubau.

Sachsen ist das Land der verschwundenen alten Kinos. So wurden allein in den letzten Jahren das „Filmtheater“ in Seifhennersdorf/Oberlausitz (Nordstraße), das „Scala“ in Burkhardtsdorf/ Erzgebirgskreis und das „Lichtspielhaus“ in Hainichen/Mittelsachsen (Bahnhofstraße 12) abgerissen. Auch das ehemalige „Capitol“ in Waldheim/Mittelsachsen (Bahnhofstraße 11a), später als Spielothek „go-in“ genutzt, soll bald aus dem Stadtbild verschwinden.

Ehemaliges „Capitol“ in Waldheim (Aufnahme vom 31.5.2023) / © Ron Schlesinger
Ehemaliges „Capitol“ in Waldheim (Aufnahme vom 31.5.2023) / © Ron Schlesinger

Dabei erzählt(e) jedes Gebäude eine jahrzehntelange (Kino-)Geschichte. Doch in den Spielstätten, auch das gehört zur Wahrheit, waren schon vor vielen Jahren die Lichter endgültig ausgegangen. Sie wurden dem Verfall preisgegeben. Wie beliebt die Vergnügungsorte einst gewesen sind, zeigte im vergangenen Jahr eine gut besuchte Ausstellung des Kunst- und Geschichtsvereins Burkhardtsdorf für das 1927 erbaute „Scala“-Kino.

„Filmbühne“ – ein Kulturdenkmal im Freistaat Sachsen

Reiht sich die „Filmbühne“ in Torgau – 1939 am Friedrichplatz 11a eröffnet und bis 2012 als Kino genutzt – auch bald in diese traurige Statistik ein? Es scheint so, obwohl das sich in Privatbesitz befindliche Gebäude bereits 1992 in die Liste Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen aufgenommen wurde. Aber es fehlt sowohl an einer Stadtverwaltung als auch an mutigen Investoren mit visionären Nutzungskonzepten, die dem Gebäude zu einer Renaissance verhelfen.

Dass das funktionieren kann, zeigen andere Bundesländer, wie Brandenburg: So zieht in das seit 1998 geschlossene „Lichtspieltheater der Jugend“ in Frankfurt/Oder (Heilbronner Straße 18) ein Kunstmuseum ein. Der Baustart ist für 2025 geplant. Eröffnung soll voraussichtlich Ende 2028 sein. Das 1955 eröffnete Gebäude wird unter anderem Platz für Museumspädagogik, wissenschaftliches Arbeiten und ein Café bieten. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte.)

„Lichtspieltheater der Jugend“ in Frankfurt/Oder / © Alexander Hauk/alexander-hauk.de/pixelio.de
„Lichtspieltheater der Jugend“ in Frankfurt/Oder / © Alexander Hauk/alexander-hauk.de/pixelio.de

Siegerentwurf für „Lichtspieltheater der Jugend“ in Frankfurt/Oder / © BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH
Siegerentwurf für „Lichtspieltheater der Jugend“ in Frankfurt/Oder / © BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH

„Filmpalast Gloria“ in Weißenfels / © Francesca Richter
„Filmpalast Gloria“ in Weißenfels / © Francesca Richter

Ebenso ist im thüringischen Weißenfels ein Abriss des 1928 erbauten „Filmpalast Gloria“ (auch: „Gloria-Palast“, Merseburger Straße 3) abgewendet. So erhielt die Stadt im vergangenen Jahr Fördermittel in Höhe von 800.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Das Geld wird für eine Machbarkeitsstudie verwendet. Ziel ist, das stadtbildprägende Denkmal wiederzubeleben.

Abriss trotz Denkmalschutz?

So vielversprechend diese Nachrichten aus Frankfurt/Oder und Weißenfels klingen: Das Damoklesschwert eines Abrisses schwebt weiter über der Torgauer „Filmbühne“ – trotz Denkmalschutz, auch weil Verfall und Vandalismus weiter voranschreiten. Und: Dass ein Abriss auch über staatliche Förderprogramme geht, machen die Pläne für das erwähnte „Capitol“ in Waldheim/Mittelsachsen mehr als deutlich.

„Filmbühne" in Torgau (Aufnahme vom 7.5.2018) / © Wikimedia Commons/Radler59
„Filmbühne“ in Torgau (Aufnahme vom 7.5.2018) / © Wikimedia Commons/Radler59

Dabei haben im September 2022 Architektinnen und Architekten sowie Institutionen wie Deutsche Umwelthilfe e. V. und Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) ein deutschlandweites Abriss-Moratorium gefordert. Dort heißt es: „Statt Abriss und Neubau stehen wir für Erhalt, Sanierung, Umbau und Weiterbauen im Bestand. Jeder Abriss bedarf einer Genehmigung unter der Maßgabe des Gemeinwohls, also der Prüfung der sozialen und ökologischen Umweltwirkungen.“

Erhalt und Umbau statt Abriss und Neubau

Freilich bezieht sich die Aktion vor allem darauf, bestehenden Wohnraum nicht abzureißen und neu zu bauen, sondern diesen zu erhalten und umzubauen. Trotzdem sind auch repräsentative Denkmäler – wie die „Filmbühne“ – mitgedacht. Denn der Erhalt beziehungsweise Umbau des Kinogebäudes beispielsweise als Wohn- und Geschäftshaus wäre nachhaltig und ein wirksames Mittel gegen Energie- und Klimakrise.

Stadtverwaltung: Andreas Jaumann ist Klimaschutzmanager / © Stadt Torgau/Eileen Jack
Stadtverwaltung: Andreas Jaumann ist Klimaschutzmanager / © Stadt Torgau/Eileen Jack

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Gerade auch vor dem Hintergrund, dass im Torgauer Rathaus seit April 2023 erstmals ein Klimaschutzmanager sitzt. Der 31-jährige Bayer Andreas Jaumann hat – wie es der Zufall will – einen Masterabschluss in Nachhaltigkeitswissenschaften in der Tasche. Thema seiner Arbeit: Analyse und Bewertung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen im Gebäudesektor in deutschen Großstädten.

Lese-Tipp: „Der Held der Oberlausitz. Er rettet mit privatem Geld Kulturgut vor dem Abriss“ (26.8.2022)

Verwendete Quellen:


Headerfoto: Kino „Filmbühne“ in Torgau (Aufnahme vom 7.5.2018): Es ist seit 2012 geschlossen / Foto: Wikimedia Commons/Radler59

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