Es stand mehr als 20 Jahre leer: das „Lichtspieltheater der Jugend“ in Frankfurt/Oder. Doch bald öffnet das Kino wieder – als Museum. Auch eine Lösung für Torgaus „Filmbühne“?
Auf den ersten Blick scheinen Torgau und Frankfurt/Oder wenig gemeinsam zu haben. Und doch stehen sowohl die sächsische als auch die brandenburgische Stadt vor ähnlichen Herausforderungen: Wie umgehen mit kulturellen Einrichtungen, die langsam, aber sicher verfallen? Gemeint sind denkmalgeschützte Kinogebäude, die geschlossen sind und über Jahre leerstehen.
In der Elbestadt ist es die „Filmbühne“ am Friedrichplatz, in der ehemaligen Bezirksstadt das „Lichtspieltheater der Jugend“ in der Heilbronner Straße: Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnet es als erstes Kino der Stadt Frankfurt/Oder. Während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt, erlebt das Filmtheater in der DDR ein Comeback und wird 1955 neu eröffnet. Seit 1998 ist das Gebäude allerdings geschlossen – und gammelt seither vor sich hin.
Ausstellung zeigt Nutzungskonzepte
Damit wollen sich einige engagierte Bürgerinnen und Bürger aber nicht abfinden. So initiiert der Frankfurter Kunstverein e. V. im Herbst 2016 eine Ausstellung mit dem Titel „Das Lichtspieltheater der Jugend. Fotos und Dokumente zur Geschichte und Funktion des Gebäudes“. Man wolle die Diskussion um architektonisches Erbe in der Stadt aufrechterhalten und zu einem Ergebnis führen, das nicht Verfall heißt, so damals der Verein.
Zusammen mit der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ und dem Frankfurter Stadtarchiv zeigen die Vereinsmitglieder neben möglichen Nutzungskonzepten auch persönliche Erinnerungsstücke in der Ausstellung. Denn die Frankfurterinnen und Frankfurter verbinden mit dem Gebäude weit mehr als nur frühere Kinobesuche: Das „Lichtspieltheater der Jugend“ ist Teil ihrer eigenen Biografie – und es ist ihnen ans Herz gewachsen.
Verein stößt lebhafte Diskussion an
Im Rückblick stößt der Frankfurter Kunstverein e. V. eine Diskussion an, an der sich später Lokal- und Landespolitik beteiligen und in der alle gemeinsam nach einer Lösung für das Kino suchen – mit Erfolg. 2019 übernimmt die Stadt nach langem Leerstand das Gebäude und stellt es der Brandenburgischen Kulturstiftung Cottbus-Frankfurt/Oder zur Verfügung.
Im April 2021 ist es dann amtlich: Das „Lichtspieltheater der Jugend“ soll künftig ein Kunstmuseum werden und unter anderem Platz für Museumspädagogik, wissenschaftliches Arbeiten und ein Café bieten. Der Baustart ist für 2025 geplant. Eröffnung soll voraussichtlich Ende 2028 sein. Die Kosten werden jeweils zur Hälfte aus Bundes- und Landesmitteln bereitgestellt.
Was lange währt, wird endlich gut
Seit Mitte der 2010er-Jahre hat Frankfurt/Oder über sein traditionsreiches „Lichtspieltheater der Jugend“ gestritten. Dabei hat auch bürgerschaftliches Engagement seinen Beitrag dazu geleistet. Zwar werden die damals vorgeschlagenen Lösungskonzepte nicht eins zu eins umgesetzt, doch geben sie wichtige Impulse und rücken das Kino in den Mittelpunkt der städtebaulichen Diskussion.
Torgau kann von Frankfurt/Oder lernen. Mehr noch: Torgau bietet im Unterschied zu Frankfurt eine über 100-jährige, wechselvolle Kino- und Filmgeschichte – die es lohnt, in einem eigenen Museum vorgestellt zu werden. Der ideale Standort ist die denkmalgeschützte, aber geschlossene „Filmbühne“ am Friedrichplatz. Was dort gezeigt werden kann und weshalb unsere Stadt von einem „Kino- und Filmmuseum Torgau“ profitieren würde, lesen Sie hier.
Verwendete Quellen:
- Pressemitteilung: Vom Kino zum Kunstmuseum. In: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) (erstellt: 4.4.2022, abgerufen: 7.6.2022)
- Ausstellung: Das Lichtspieltheater der Jugend. Fotos und Dokumente zur Geschichte und Funktion des Gebäudes. In: Frankfurter Kunstverein e. V. (erstellt: 2016, abgerufen: 7.6.2022)
- Lichtspieltheater der Jugend wird Standort für DDR-Kunst. In: Deutsche Presse-Agentur (dpa) (erstellt: 22.4.2021, abgerufen: 7.6.2022)
Headerfoto: Siegerentwurf (außen) für „Lichtspieltheater der Jugend“ in Frankfurt/Oder / © BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH