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VHS-Vortrag: In Torgau gedreht – DEFA-Film über Wendezeit

Es ist ein Film, der erst nach dem Ende der DDR entstehen konnte, weil er eine Liebe in einem Jugendwerkhof erzählt: „Jana und Jan“ (1992). Am 10. Mai 2023 wird er in der Volkshochschule (VHS) Torgau auch in Filmausschnitten vorgestellt. Der Eintritt ist frei.

Obgleich bis heute für die Situation der Menschen mit DDR-Heimerfahrung sensibilisiert wird – zuletzt wurde im März 2023 eine neue Studie in Leipzig vorgestellt –, ist der 1991 gedrehte DEFA-Film „Jana und Jan“ eher unbekannt. Er erzählt die Liebesgeschichte zwischen dem 15-jährigen Jan und der 17-jährigen Jana in einem DDR-Erziehungsheim. Gleichzeitig spiegelt der Film die gesellschaftlichen Umstände von 1989/90 wider: Wende, Maueröffnung, Freiheit.

Dabei versuchte der Regisseur Helmut Dziuba (u. a. „Sabine Kleist, sieben Jahre …“, DDR 1982) zum ersten Mal die Verhältnisse in einem DDR-Jugendwerkhof zu beschreiben. Wie im Übrigen auch genau 30 Jahre später der Animationsfilm „Biegen und Brechen“ (2022, Regie: Falk Schuster, Mike Plitt). Beide Filme – „Jana und Jan“ (1992) und „Biegen und Brechen“ (2022) – erhielten von der Filmbewertungsstelle (FBW) dafür jeweils das Prädikat „wertvoll“.

Vortrag in VHS Torgau am 10. Mai 2023

Deshalb gilt es umso mehr, den heute zu Unrecht vergessenen DEFA-Film „Jana und Jan“ wiederzuentdecken. Ein Vortrag in der Volkshochschule (VHS) Nordsachsen in Torgau – der Stadt, in der die Handlung zum Teil spielt und in der 1991 einige Szenen entstanden – will sich deshalb dieser besonderen Liebesgeschichte inhaltlich und filmsprachlich nähern:

Jana und Jan (1992): Der Film erschien 2007 auf DVD / © Icestorm Entertainment
Jana und Jan (1992): Der Film erschien 2007 auf DVD / © Icestorm Entertainment

Was hat es mit dem Drehbuch auf sich, das ein ehemaliger Jugendwerkhof-Erzieher verfasste? In welchem früheren Heim und heutigem Schlosshotel wurde ein Großteil des Spielfilms im Sommer 1991 gedreht? Welche populären DDR-Schauspielerinnen und -Schauspieler übernahmen die Rollen? Inwiefern haben bestimmte Raumelemente symbolische Bedeutung und charakterisieren Figuren oder Situationen? Wie werden Brutalität und Aggression sowohl von Seiten der Erzieherinnen und Erzieher als auch zwischen den Jugendlichen inszeniert?

Mit „Jana und Jan“ ein Bewusstsein schaffen

Als die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im März 2023 die bereits erwähnte Leipziger Studie „Erfahrungen in DDR-Kinderheimen, deren Bewältigung und Aufarbeitung“ vorstellten, wurde darin auch ein wertschätzender Umgang mit den Menschen gefordert, die DDR-Heimerfahrungen gemacht haben. Ein fiktiver Spielfilm wie „Jana und Jan“, der auf Tatsachen beruht, kann hier ebenso ein Bewusstsein schaffen und einen Beitrag dazu leisten.

Film: „Jana und Jan“ (D, 1992, Regie: Helmut Dziuba). Hier mehr erfahren

Vortrag: Mittwoch, 10. Mai 2023, Zeit: 19 bis 20.30 Uhr, Eintritt: kostenlos, Ort: Volkshochschule Nordsachsen, 04860 Torgau, Puschkinstraße 3, Raum 1.01. Hier mehr erfahren

Verwendete Quellen:

  • Erfahrungen in DDR-Kinderheimen, deren Bewältigung und Aufarbeitung. Leipziger Erklärung zum Abschluss des Testimony-Forschungsverbundes (Presseerklärung vom 20. März 2023). In: Testimony (abgerufen: 30.4.2023)
  • Biegen und Brechen (D, 2022, Regie: Falk Schuster, Mike Plitt). In: mobyDOK GmbH (abgerufen: 30.4.2023)
  • Filmgutachten: Biegen und Brechen (D, 2022, Regie: Falk Schuster, Mike Plitt). In: Filmbewertungstelle (FBW) (abgerufen: 30.4.2023)
  • Jana und Jan (D, 1992, Regie: Helmut Dziuba). In: DEFA-Stiftung (abgerufen: 30.4.2023)

Headerfoto: Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau im Mai 2015: Drehort für „Jana und Jan“ (D 1992) / Foto: Ron Schlesinger

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