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Schmalfilm

Amateurfilm (1935–1944)

Eine Feier im kleinen Familienkreis. Kohlen schippende Arbeiter in der Ritterstraße. Oder rudernde junge Frauen vor der Elbbrücke: Hobbyfilmer haben in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkrieges privat auch Bilder vom Alltag in Torgau mit der Schmalfilmkamera festgehalten.

Heute sind die tonlosen 8- oder 16-Millimeter-Filme – in Schwarzweiß oder Farbe – wichtige zeithistorische Dokumente. Denn im Unterschied zu den Propagandabildern der „Deutschen Wochenschau“ oder offiziellen NS-Kulturfilmen fürs Kino geben die Hobbyfilme Einblicke in den nationalsozialistischen Alltag. Mehr noch: Sie zeigen ein vermeintlich ‚privates’ Bild des „Dritten Reichs“. Dabei ist die Politik auch in den Aufnahmen der Amateurfilmer allgegenwärtig. Hier klicken und mehr über den Torgauer Hobbyfilmer August Wetthauer erfahren.

Ein Kino- und Filmmuseum Torgau sollte diese privaten Schmalfilme innerhalb eines Forschungsobjekts sichten, dokumentieren, systematisch wissenschaftlich erschließen und dabei versuchen, die Entstehung dieser seltenen Filmdokumente zu rekonstruieren. Zugleich können die Aufnahmen die private (Alltags-)Geschichte Torgaus in der NS-Diktatur näher beleuchten – neben dem offiziellen Bild als Zentrum der Wehrmachtjustiz im „Dritten Reich“.

Kriegsbericht (1945)

Als US-amerikanische Truppen im Frühjahr 1945 Deutschland vom Hitler-Faschismus befreien, halten sie ihren Vormarsch auch mit der Schmalfilmkamera fest. Die Filmberichter drehen zum Teil spektakuläre Bilder von einem Land, das am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert.

Die Schwarzweiß- oder Farbaufnahmen aus der Perspektive der US-Truppen zeichnen kein vollständiges, aber ein sehr facettenreiches Bild vom Kriegsende. Mehr noch: Darauf sind auch die ersten Begegnungen von sowjetischen und US-amerikanischen Truppen im Elbegebiet um Torgau und in der Stadt selbst zu sehen. Damals am 25. April 1945.

Im Unterschied zu den weitgehend unbekannten NS-Amateurfilmen, die in Torgau entstanden, sind diese Kriegsberichte der alliierten Befreier bereits dokumentiert und wissenschaftlich erschlossen. Dennoch sollte ein Kino- und Filmmuseum Torgau diesen Filmdokumenten in einer Dauerausstellung Bedeutung beimessen, weil sie die Ereignisse im April 1945 nicht aus fotografischer, sondern aus Kamerasicht dokumentieren und eine mahnende Erinnerung sind.