Die Schauspielerin Marianne Sägebrecht betreibt als Marie Meier eine Buchhandlung in der Elbestadt – allerdings nur in der Fortsetzung des TV-Films „Bezaubernde Marie“ von 2008. Das sind alle damaligen Drehorte in Torgau.
Nachdem schon ein Märchen („Dornröschen“, 1971), eine Künstlerbiografie („Frühlingssinfonie“, 1983) und ein Film aus der Wendezeit („Jana und Jan“, 1992) in Torgau entstanden sind, ist die Stadt im Spätsommer 2007 Drehort für die ARD-Familienkomödie „Immer Wirbel um Marie“.
Darin schlüpft die bayerische Schauspielerin Marianne Sägebrecht in die Rolle der Buchhändlerin Marie Meier. Die temperamentvolle Frau betreibt einen Buchladen in einer Kleinstadt. Die Geschäfte laufen allerdings mehr schlecht als recht, obwohl ihr der Antiquitätenhändler Hermann (Hans Peter Korff, „Diese Drombuschs“) unter die Arme greift.
Deshalb hat Marie unfreiwillig einen Job als Näherin in der kleinen Spielzeugfabrik „Altenburger“ angenommen – die erst von einem großen Konzern aufgekauft und dann dicht gemacht werden soll, weil sie nicht genügend Gewinn abwirft …
Torgau wird im ARD-Film zu Tosau
Wurde die erste Folge des TV-Films („Bezaubernde Marie“, 2007) noch im sächsischen Wurzen und in Leipzig gedreht, entscheidet sich die ARD bei der Fortsetzung neben Leipzig und der Muldestadt Trebsen auch für Torgau – das im Film allerdings Tosau heißt. Sogar Autonummernschilder tragen das Fantasie-Kfz-Kennzeichen TOS. Eine Woche lang, vom 20. bis 24. August 2007, dreht die Crew an verschiedenen Orten in der Innenstadt.
Zum Beispiel in der Schlossstraße. Hier schaut Marianne Sägebrecht als Marie Meier gleich zu Filmbeginn aus dem Fenster ihrer Wohnung: Es ist das denkmalgeschützte Haus mit der Nummer 4, Ecke Nonnenstraße, an dem sich am Eingangsportal rechts und links eine Sitznische befindet. Die danach gezeigten Innenaufnahmen ihrer Küche entstehen allerdings in einem anderen Gebäude.
„Bücher Ecke“ in ehemaliger „Kleiner Galerie“
Ihr kleiner Buchladen befindet sich wieder in der Schlossstraße Nummer 11. Es ist das schmucke Eckhaus gegenüber der Nummer 4, in dem seit 2005 die „Kleine Galerie“ des Torgauer Kunst- und Kulturvereins „Johann Kentmann“ ihren Sitz hatte (jetzt Pfarrstraße 3). Damit es auch authentisch wirkt, wird außen extra ein Schild mit der Aufschrift „Bücher Ecke“ angebracht und innen entsteht ein Ladengeschäft.
Allerdings mit lokaler Unterstützung. Denn: „Ohne die Stefan-Zweig-Buchhandlung hätten wir den Film-Buchladen in der Kleinen Galerie gar nicht einrichten können“, erzählt Szenenbildnerin Simon Töpfer damals im Interview mit der Torgauer Zeitung. Sie gehört zum etwa 40-köpfigen Filmteam, das in der Stadt dreht und sich täglich in der Aula des Johann-Walter-Gymnasiums (Alltagskirche) stärkt. Das befindet sich ja gleich nebenan in der Schlossstraße 9.
Filmreifes Happyend für Torgauer Buchhandlung
Was alle Beteiligten noch nicht wissen: Die Stefan-Zweig-Buchhandlung am Torgauer Markt 7, die zu einer Regionalkette gehört, muss 2013 schließen. Doch die Ex-Filialchefin Sabine Wendt lässt sich – wie die resolute Film-Buchladenbesitzerin Marie Meier – nicht unterkriegen und eröffnet ihren eigenen „Bücherwald“. Dieser feiert 2023 sein zehnjähriges Bestehen. Ein filmreifes Happyend.
Das lässt im gut 90-minütigen ARD-Film „Immer Wirbel um Marie“ aber noch auf sich warten. Dabei ist zu sehen, auf welchen Torgauer Straßen und Plätzen die Titelfigur mit der Kamera festgehalten wird, so zum Beispiel Fahrrad fahrend in der Schlossstraße über die Eselsbrücke und abbiegend in die Gartenstraße mit Blickrichtung Unter den Linden.
Reifen des schwarzen Film-Porsche platzt
Oder auf dem Torgauer Markt mit ihren Kolleginnen aus der Spielzeugfabrik, die Plüschteddys produziert: Hier demonstrieren die Frauen – vor dem pittoresken Marktbrunnen „Musikanten und Narr“ (der leider nur kurz zu sehen ist) – mit Transparenten wie „Tod den Heuschrecken“ gegen die drohende Fabrikschließung.
Die soll der neue Geschäftsführer Klaus Sandmann (Christoph M. Ohrt, „Das Traumschiff“), ein Porsche fahrender Fiesling, erledigen. Doch er hat die Rechnung ohne Marie Meier gemacht.
Dass es beim Filmdreh auch nicht gut für den Chef läuft, zeigt sich, als während der Dreharbeiten ein Reifen seines schwarzen Film-Porsche platzt. Weil ein neuer nicht schnell genug zu beschaffen ist, muss das Team um Regisseurin Ariane Zeller Knall auf Fall umdisponieren. Manchmal ist das wahre Leben in Torgau doch wie im Film.
Film: „Immer Wirbel um Marie“ (BRD, 2008, Regie: Ariane Zeller). Erstsendedatum: Freitag, 17. Oktober 2008, ARD, 20.15 Uhr. Der Film ist bis einschließlich 10. März 2024 in der ARD-Mediathek abrufbar.
Drehzeit (gesamt): 7. August bis 5. September 2007 in Torgau, Trebsen und Leipzig
Drehorte in Torgau:
- Gartenstraße (Blickrichtung Unter den Linden)
- Markt (vor dem Brunnen „Musikanten und Narr“ und ehemaligem „Haus der guten Kleidung“)
- Markt/Schlossstraße (Eckhaus, im Film: „Bankhaus Rudolph“, ehemalige Sparkassen-Filiale)
- Neustraße (Blickrichtung Breite Straße)
- Scheffelstraße 5 (Gebäude mit Gittern)
- Schlossstraße 4, 11 (Wohnhaus und Buchladen von Marie Meier)
- Schlossstraße (Blickrichtung Markt mit Rathaus-Erker)
Verwendete Quellen:
- ARD-Programmdirektion/Presse und Information: Immer Wirbel um Marie (2008). (abgerufen: 22.3.2023)
- Gutzeit, Uwe: Torgau wieder ideale Filmkulisse. Torgauer Zeitung (vom: 23.8.2007, abgerufen: 22.3.2022)
- Kahlefendt, Nils: Nach der B.I.S.-Insolvenz. „Wir haben noch jede Menge Adrenalin“. In: Börsenblatt. Das Fachmagazin der Buchbranche (vom: 18.9.2013, abgerufen: 22.3.2023)
- nk: Regional-Filialist B.I.S. Insolvenzverwalter eingesetzt. In: Börsenblatt. Das Fachmagazin der Buchbranche (vom: 19.7.2013, abgerufen: 22.3.2023)
Headerfoto: Immer Wirbel um Marie (2008): Die Titelfigur (Marianne Sägebrecht, 2. v. l.) und ihre Kolleginnen proben fleißig für ihre Musical-Revue, mit der sie ihren Betrieb retten wollen / © HR/Degeto/Hans-Joachim Pfeiffer