Im Staatsarchiv Leipzig haben sich Fotografien vom ehemaligen Torgauer Kino erhalten. Sie zeigen Umbauarbeiten aus den 1980er-Jahren. Doch wann fanden diese genau statt?
Archive sind das Gedächtnis der Gesellschaft. Sie bewahren Zeugnisse unserer Geschichte – und helfen uns, das Bild unserer Vergangenheit ein wenig zu rekonstruieren.
Eine dieser Institutionen in Sachsen ist das 1954 gegründete Landesarchiv Leipzig, das ab 1965 zum Staatsarchiv Leipzig wird, und dass es noch heute gibt. Hier im Stadtteil Paunsdorf, in einem eher schmucklosen Zweckbau der 1990er-Jahre, haben sich überraschenderweise ein paar Schwarzweiß-Fotografien der Torgauer „Filmbühne“ erhalten.
Mitarbeiterporträts und Umbauarbeiten
Sie gehören zum Bestand über die ehemalige Bezirksfilmdirektion Leipzig, zu der in der DDR auch die Kreisfilmstelle Torgau gehört. Diese ist damals für das operative Geschäft der „Filmbühne“ verantwortlich. Die Stelle kümmert sich darum, dass alle Kinovorstellungen reibungslos stattfinden, welche Mitarbeiter eingestellt oder welche Reparaturen vorgenommen werden.
In den Aktenordnern der Bezirksfilmdirektion – nebeneinandergestellt etwa 1,30 Meter lang – sind allerdings nur sehr wenige Dokumente über die „Filmbühne“ erhalten. Neben sechs Mitarbeiterporträts (vier Frauen und ein Mann jeweils an ihrem Büroschreibtisch), sind auch vier Fotos von Umbauarbeiten im Kino am Martha-Brautzsch-Platz (heute: Friedrichplatz) archiviert.
Vorführraum, Loge und Zuschauersaal
Dabei handelt es sich um den sogenannten Vorführraum, in dem sonst die Filmprojektoren stehen und in dem jetzt gewerkelt wird: Elektrokabel hängen aus den Wänden, Leitungen sind neu verputzt, und mittendrin zwei junge Handwerker, etwa Mitte 30, die offenbar Elektriker sind.
Die zwei anderen Fotografien zeigen einmal die Loge im Zuschauersaal, in der übergangsweise die zwei Filmprojektoren aus dem Vorführraum stehen und die mit einem Vorhang zum unteren Saal geschlossen wird. Das andere Foto ist wiederum dort aufgenommen, mit Blick auf die erwähnte mit Stoff verhangene Loge. Das heißt: Der Kinobetrieb geht während der Renovierungsarbeiten weiter.
„Um 1985“ – doch kann das stimmen?
Im Unterschied zu den Mitarbeitern, die am 29. Mai 1980 fotografiert werden (das bezeugt auch ein Kalender auf einem der Fotos), ist die Entstehungszeit der vier Fotografien von Vorführraum und Zuschauersaal bislang noch unklar. Im Staatsarchiv Leipzig gibt es dazu nur den Vermerk „um 1985“. Doch kann das stimmen?
In jenem Jahr begeht Torgau zum Beispiel den 40. Jahrestag der Begegnung an der Elbe, weil sich dort am 25. April 1945 – am Ende des Zweiten Weltkriegs – sowjetische und US-amerikanische Soldaten treffen. Auch in der „Filmbühne“ gibt es im April und Mai 1985 einige Kinosonderveranstaltungen. Es ist deshalb eher unwahrscheinlich, dass in jenem Frühjahr größere Umbauten stattfinden.
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In der „Leipziger Volkszeitung“ (Jahrgang 1985), und hier vor allem in den täglichen „Aus-dem-Kreis-Torgau“-Seiten, finden sich ebenso keine Hinweise. Dabei berichtet die Lokalpresse mitunter über die „Filmbühne“, wenn auch nur sporadisch und nicht regelmäßig. So bleibt vorerst im Dunkeln – um im Kinobild zu bleiben –, wann die vier Fotos Anfang der 1980er-Jahre aufgenommen werden. Dass sie erhalten geblieben sind, ist dennoch ein Glücksfall.
Verwendete Quellen:
- 4 Positive, Bestand 22064 Bezirksfilmdirektion Leipzig. In: Staatsarchiv Leipzig (abgerufen: 13.5.2024)
- 7 Positive, Bestand 22064 Bezirksfilmdirektion Leipzig. In: Staatsarchiv Leipzig (abgerufen: 13.5.2024)
- Leipziger Volkszeitung, Aus dem Kreis Torgau, 1.1.–31.12.1985. In: Stadtarchiv Torgau
Headerfoto: Filmbühne Torgau: Vorführraum (um 1985) / Quelle: Staatsarchiv Leipzig