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Droht der Filmbühne bald dieses Szenario?

In Torgau gammeln seit Jahren viele denkmalgeschützte Gebäude vor sich hin und verfallen. Einige können nur noch abgerissen werden. Auch das Kino am Friedrichplatz scheint gefährdet.

Es sorgte in Torgau über Monate für Diskussionen: das denkmalgeschützte, aber verfallene Wohnhaus in der Wittenberger Straße 17. Ab Mai 2021 waren deshalb Gehweg und Straße monatelang komplett für den Verkehr gesperrt. Ein Grund: mögliche Gefahren für Passanten durch herabfallende Gebäudeteile oder gar den Einsturz des Hauses.

Vor dem Abbruch: Wittenberger Straße 17 (Aufnahme: 23.12.2019) / Foto: Lutz Lange/Wikipedia
Vor dem Abbruch: Wittenberger Straße 17 (Aufnahme: 23.12.2019) / Foto: Lutz Lange/Wikipedia

Der Eigentümerin der Nummer 17 wollte das Haus verkaufen. Ihr fehlte es aber an Geld, um das Gebäude zwischenzeitlich zu sichern. Deshalb schritt nach zähem Ringen die Stadt ein: Die Bauaufsicht ordnete den Abriss an, der im März 2022 begann.
Nach dem Abbruch: Wittenberger Straße 17 (Aufnahme: 27.11.2022) / Foto: Ron Schlesinger
Nach dem Abbruch: Wittenberger Straße 17 (Aufnahme: 27.11.2022) / Foto: Ron Schlesinger

Nach dem Abbruch: Wittenberger Straße 17 (Aufnahme: 27.11.2022) / Foto: Ron Schlesinger
Nach dem Abbruch: Wittenberger Straße 17 (Aufnahme: 27.11.2022) / Foto: Ron Schlesinger

Laut Torgauer Zeitung wurden dafür von einem Gutachter Kosten in Höhe von 60.000 Euro veranschlagt, die von der Stadt erst einmal übernommen wurden – das Geld wird später, wenn das Grundstück den Eigentümer wechselt, zurückgefordert. So die gesetzliche Regelung.

Leerstand, Einbruch, Vandalismus

In der Torgauer Altstadt gibt es allerdings mehrere Wohn- und Geschäftshäuser, die bereits über Jahre leerstehen und an denen der Zahn der Zeit nagt. Fast alle Gebäude sind denkmalgeschützt und prägen das baulich vielfältige Bild der Stadt.

Dazu zählen neben der Dommitzscher Straße 3/Ecke Dübener Straße, der Neustraße 12, der Holzweißigstraße 21, der Fischerstraße 10 sowie drei Häusern in der Georgenstraße (gegenüber dem Jobcenter) auch die seit zehn Jahren geschlossene „Filmbühne“ Torgau.

Droht der Filmbühne bald dieses Szenario?
Filmbühne Torgau (Vorderseite) im Mai 2022 / Foto: Ron Schlesinger

Das Kino am Friedrichplatz 11 a wurde im Herbst 1939 eingeweiht. Es ist eines der wenigen Bauten in Torgau, die im „Dritten Reich“ entstanden. Gleichwohl wurde das Gebäude bereits 1992 unter Denkmalschutz gestellt. Der Eigentümer will die „Filmbühne“ seit Langem verkaufen. Bisher hat sich aber noch niemand gefunden, der das Haus umnutzen und für Wohn- oder Gewerbezwecke übernehmen möchte.

Droht der Filmbühne auch dieses Szenario?

Doch wie die Wittenberger Straße 17 so verfällt auch die „Filmbühne“ am Friedrichplatz 11 a (Vorderfront) sowie an der Georgenstraße (Kinosaal, Rückfront) langsam, aber sicher. Denn Leerstand führt zwangsläufig zu materiellem Verschleiß und greift die Bausubstanz an. Zudem werden Einbrecher angelockt. Vandalismus droht.

Droht der Filmbühne bald dieses Szenario?
Filmbühne Torgau (Rückseite/Kinosaal) im Mai 2022 / Foto: Ron Schlesinger

Ein Worst-Case-Szenario: Die Bauaufsicht ordnet in ein paar Jahren den Abriss der „Filmbühne“ an, weil eine Sanierung wirtschaftlich nicht mehr vertretbar sei und von dem Gebäude Gefahren ausgingen: Herabfallende Dachziegel oder einstürzende Häuserteile könnten Passanten treffen.

Würde der Grundstückseigentümer die Anordnung nicht umsetzen, zum Beispiel, weil er die Kosten nicht tragen kann, könnte die Stadt diese zwangsweise vollziehen („Ersatzvornahme“). Die für die Wittenberger Straße 17 veranschlagten 60.000 Euro würden laut Prognosen für das Grundstück der „Filmbühne“ nicht ausreichen. Es ist von einem mindestens sechsstelligen Betrag auszugehen, für den die Stadt in Vorkasse gehen müsste.

Zukunft der Filmbühne: Das ist jetzt zu tun

Niemand möchte, dass dieser schlimmste aller denkbaren Fälle eintritt. Nicht der Eigentümer. Nicht die Stadt. Und auch nicht die Torgauerinnen und Torgauer, die ja mit ihren Steuern und Abgaben die Kosten für den Abriss zahlen würden. Dennoch könnte dieser Fall eintreten, wenn sich kein Käufer findet und der Verfall immer mehr voranschreitet. Doch was ist jetzt zu tun?

Die Stadtverwaltung sollte weiter proaktiv auf Investoren zugehen, die sich für die „Filmbühne“ interessieren. Proaktiv heißt auch, bei Grundstücksbegehungen mit potentiellen Käufern sowie der Denkmalschutzbehörde – wie zum Beispiel im Juni 2022 –, vor Ort als Ansprechpartnerin dabei zu sein. Ein persönliches Kennenlernen mit Interessenten kann sich hier positiv auswirken.

Kauf-Interessenten für Filmbühne unterstützen

Es wäre zudem sinnvoll, wenn sich das Referat Kultur/Tourismus (Dezernat II – Zentralverwaltung), die Sanierungsberatung (Planungsamt → Dezernat I – Bau/Ordnung/Recht) in der Stadtverwaltung Torgau sowie die untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Nordsachsen zusammensetzen und gemeinsam beratschlagen:

  • Wie schaffen wir es, innovative und seriöse Kauf-Interessenten für das Gebäude zu gewinnen?
  • Wie können wir diese gezielt mit welcher Höhe an Fördermitteln auf kommunaler, Landes- bzw. Bundesebene unterstützen?
  • Welche Vorteile können wir als Stadt Torgau zusätzlich anbieten?

Letztlich sollten die Investoren ebenso über die Idee eines „Kino- und Filmmuseum Torgau“ informiert werden. Auch dann, wenn die Nutzungskonzepte der Neu-Eigentümer auf den ersten Blick keinen Platz dafür lassen.

Zum Beispiel kann ein von der Stadt gemieteter, separater Raum – in der ersten oder zweiten Etage des Gebäudes (Vorderhaus) oder in der Georgenstraße – an die „Filmbühne“ erinnern: mit Anekdoten und Exponaten rund um die 80-jährige Geschichte des traditionsreichen Gebäudes.

Verwendete Quellen:


Headerfoto: Hinterhof in Torgau (Aufnahme: 29.6.2012) / Foto: imago/Rech

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